Die Ordnungsbehörde der Gemeinde arbeitet schon seit längerer Zeit intensiv mit dem Präventionsteam des Polizeipräsidiums Westhessen zusammen. Eine wichtige Initiative dabei ist das KOMPASS-Programm für öffentliche Sicherheit. Ein Thema, das neben dem „Dauerbrenner“ Wohnungseinbruch in diesem Zusammenhang immer wieder aufkommt, ist Trickbetrug. Unter diesem Oberbegriff versteht man eine Reihe von zum Teil sehr perfiden Methoden, mit dem Verbrecher Menschen um ihr Geld bringen. Sehr oft sind Seniorinnen und Senioren Opfer solcher Machenschaften. Da der Betrugsversuch oft am Telefon, per Email oder in den sozialen Medien geschieht, sind ältere Menschen mit weniger Erfahrung im digitalen Raum besonders gefährdet.
Dies war Grund genug für die Ordnungsbehörde der Gemeinde, Polizeioberkommissar Markus Hochstein vom Präventionsteam der Polizei Westhessen am 13.05.24 zu einem informativen Fachvortrag einzuladen! „Das Thema ist präsent, immer wieder werden aus Niedernhausen Betrugsversuche gemeldet,“ berichtete Steffen Lauber, Leiter des Ordnungsamtes bei der Gemeinde Niedernhausen. Die Dunkelziffer ist groß, viele Betroffene melden einen versuchten oder erfolgreichen Trickbetrug nicht. Hintergrund ist oft Scham oder das Gefühl, dass die Polizei „ja eh nichts machen könnte“. Dass dies nicht der Fall ist und jeder Betrugsversuch der Polizei gemeldet werden sollte, war POK Hochsteins erste wichtige Botschaft an die Zuhörenden. Sowohl die Polizei als auch Institutionen wie Banken sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert und haben Möglichkeiten, Opfern effektiv zu helfen.
(POK Markus Hochstein hatte hilfreiche "Insider-Tips" zum Schutz vor Betrug. Foto: Jochen Haupt)
Es sind verschiedene Arten von Trickbetrug bekannt, und die Täter sind äußerst kreativ darin, sich neue „Maschen“ einfallen zu lassen. Hinter den Taten stehen in der Regel große, international agierende Banden. Sie tätigen von Callcentern aus dem europäischen Ausland, aber auch aus Nordafrika und Südasien, massenhaft Anrufe und Online-Kontaktaufnahmen.
Die meisten Betrugsmethoden beruhen auf ähnlichen Grundvoraussetzungen: Durch eine vorgetäuschte Notlage oder Extremsituation wird das Opfer verunsichert, und das „normale Denken“ ausgeschaltet. Das klassische Beispiel ist der in vielen Varianten vorkommende „Enkeltrick“: Betrüger geben sich am Telefon oder schriftlich (per SMS oder WhatsApp-Nachricht) als Kind oder Enkel der betroffenen Person aus. Die „Story“ ist meist die, dass man in einer akuten Notlage sei und einen größeren Geldbetrag brauche, um zum Beispiel nach einem Unfall mit Todesfolge eine „Kaution“ zu hinterlegen. Wichtige Anmerkung von POK Hochstein an dieser Stelle: Eine Kaution gibt es in Deutschland nicht, die Situation ist uns allen aber aus Hollywood-Filmen bekannt...! Ziel der ganzen Aktion ist es, das potentielle Opfer massiv zu erschrecken, und so rationales Handeln auf Seiten des Opfers zu unterbinden. Im Gespräch entlocken die Betrüger weitere Details (zum Beispiel den Namen des echten Enkelkindes), so dass die Hintergrundgeschichte aus dem Stehgreif weiter „ausgesponnen“ werden kann.
Auch vermeintliche Mitarbeiter einer Bank, eines Telekommunikationsdienstleisters oder Softwareunternehmens können am Telefon auftreten und unter Vorspiegelung zum Beispiel eines technischen Notfalles Bankverbindungen oder andere persönliche Daten ausspähen.
Den Schockanruf gibt es auch als „Live-Version“, wenn zum Beispiel ein angeblicher Kriminalpolizist vor der Tür steht und vor einem bevorstehenden Einbruch warnt. Wertgegenstände nimmt der freundliche Beamte gerne in Verwahrung, leider sind diese danach auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Viele Trickbetrugsmethoden sind im Grunde Variationen auf dieses Grundthema. Mit wenigen einfachen Grundregeln kann man aber davor schützen, selbst zum Opfer zu werden!
- Niemals am Telefon mit Unbekannten über Geld sprechen! Banken oder andere seriöse Dienstleister werden niemals am Telefon sensitive Daten (wie Kontodetails) erfragen.
- Niemals mit angeblichen Polizeibeamten über sensitive Themen sprechen, wenn sich diese nicht zweifelsfrei mit Namen, Dienststelle und Dienstausweis ausgewiesen haben. Auch die Polizei wird niemals am Telefon persönliche Informationen abfragen, im Zweifelsfalle erfolgt dazu die Einladung auf eine Polizeidienststelle.
- Bei einem verdächtigen Anruf oder Nachricht eines angeblichen Angehörigen diesen oder einen anderen Verwandten/ Bekannten auf der bekannten Rufnummer oder persönlich kontaktieren und nachfragen!
- Im Zweifelsfalle „Mut zur Unhöflichkeit“: Bei einem verdächtigen Telefonanruf einfach auflegen, oder eine entsprechende Nachricht unbeantwortet löschen!
In jedem Falle lohnt es sich, die kostenlosen Beratungsangebote der Polizei Westhessen wahrzunehmen. Das Präventionsteam hält verschiedene Angebote zum Schwerpunkthema Trickbetrug, aber auch zum Beispiel zur Prävention von Wohnungseinbrüchen, bereit. Details gibt es auf der Webseite der polizeilichen Beratungsstellen.
Anfragen an die Beratungsstelle können per Email an beratungsstelle.ppwh@polizei.hessen.de gerichtet werden.