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Naturschutz

Neue Herausforderung für Forst und Naturschutz: Was tun gegen den Eichenprachtkäfer?

Bereits im März dieses Jahres hatten wir über eine neue Herausforderung für die Forstwirtschaft und den Naturschutz im Niedernhausener Wald berichtet.  Überall in unserer Region beobachten HessenForst und kommunale Förster die Ausbreitung des Eichenprachtkäfers (Agrilus biguttatus). Ein an sich sehr schön anzuschauender, metallisch grün schimmernder Käfer, der ein integraler Bestandteil des Ökosystems Wald ist. Der Käfer ist perfekt auf das Leben an und um Eichen angepasst, er ist „monophag“ – so nennen die Fachleute ein Tier, das sich in Ernährung und Lebensweise auf genau eine Art als Nahrungsquelle „eingeschossen“ hat. Eichenprachtkäfer legen ihre Eier in die tiefen Rinnen auf der Eichenrinde. Die Larven wachsen unter der Rinde heran und ernähren sich vom so genannten Kambium, der weichen Schicht zwischen Rinde und Holz. Das Kambium ist für das Dickenwachtsum des Baumes zuständig und leitet in Wasser gelöste Nährstoffe (z. B. Zucker), Ionen und sekundäre Pflanzenstoffe von der Krone bis in die Wurzeln.

Hier liegt das Problem: Eine gesunde Eiche verkraftet, wenn Eichenprachtkäfer auf ihr leben. Gegen einen zu hohen Befall kann sich der Baum durch abgegebene Gerbsäure wehren. Ist die Eiche aber durch lange Trockenheit geschwächt (die Forstwirte sprechen von „niedriger Vitalität“), und unterbricht der Fraß der Käfer im Kambium den Nährstofftransport, schädigt dies die Bäume bis zu deren Absterben.

(Schüttere Baumkronen und kahle Eichenäste: Deutliche Spuren der Anwesenheit des Eichenprachtkäfers.)


Von dieser Situation konnte sich der Sozial-, Umwelt- und Klimaausschuss (SUKA) der Gemeindevertretung am 12.06.24 bei einem Ortstermin ein Bild machen. Vom Grillplatz Jacobipark aus führte Förster Christoph Dries gemeinsam mit Forstamtsleiter Jannik Altpeter und dem stellvertretenden Forstamtsleiter Alexander Weis die Ausschussmitglieder durch einen Eichenbestand oberhalb des Waldsees im Theißtal. Hier findet sich unter besten Bedingungen eigentlich einer der vitalsten Eichenbestände im Niedernhausener Gemeindewalt. Aber schon das ungeübte Auge sieht, dass hier etwas nicht stimmt: Es kommt viel Licht durch das Kronendach des Waldes, immer wieder stehen zum Teil oder ganz abgestorbene Eichen im Bestand. An einigen Bäumen erkennt man an der rötlichen Verfärbung der Rinde und charakteristischen D-förmigen Ausfluglöchern: hier ist der Eichenprachtkäfer am Werk!

(Typische "Ausflug-Löcher". Bild: Jochen Haupt)


Förster Christoph Dries erläuterte den Anwesenden den Lebenszyklus des Eichenprachtkäfers. Aus der Lebensweise der Insekten ergeben sich Zwänge für die forstliche Bewirtschaftung: Wenn die Käfer mit einer Eiche „fertig sind“, bewegen sie sich zum nächsten Baum. Die Eier und Larven können auch in der Rinde gefällter Bäume noch eine Zeitlang überleben. Nicht nur breitet sich der Käfer also im Bestand aus, auch gefällte Eichen müssen restlos aus dem Wald abgefahren werden, um eine Ausbreitung zur verhindern.

Dries betont aber auch, dass im Niedernhausener Wald bisher nur einzelne Eichen befallen seien und die Situation längst nicht so besorgniserregend aussieht wie in manchen Nachbarkommunen. Kahlschläge von Eichenbeständen wird es daher in Niedernhausen sicher nicht geben.

(Der SUKA informiert sich zur Lage im Gemeindewald.)

Trotzdem sieht es der Ausschuss als wünschenswert an, bald zu einer Entscheidung über das weitere Vorgehen zu kommen. Der Einschlag und Abtransport befallener Eichen muss rechtzeitig terminiert werden. Alle Teile des Baumes müssen schnell aus dem Wald gebracht werden, und Transportfirmen haben unter Umständen nur begrenzte Kapazitäten frei. Der SUKA wird das Thema noch vor der Sommerpause beraten und der Gemeindevertretung entsprechende Empfehlungen machen.