Vielleicht haben Sie es beim Spazieren gehen oder Rad fahren im Niedernhausener Wald schon gesehen: auf die Rinde mancher Bäume ist ein weißer Buchstabe „H“ gemalt. Wofür steht die mysteriöse Beschriftung? Weder für Hotspot noch für Haltestelle, sondern für „Habitat“. Das Wort bedeutet „Lebensraum.“ So genannte Habitatbäume sind Bäume, die besonders vielen anderen Organismen Lebensraum, Nahrung und Nistmöglichkeiten bieten.
Dabei sind Habitatbäume nicht unbedingt die „schönsten“ und vitalsten Exemplare. Trotzdem gehören sie zwingend zu einem gesunden und artenreichen Wald dazu! In alten Bäumen mit knorrigen, verwinkelten Kronen bauen Kolkrabe, Sperber und Habicht ihre Horste. Was für uns wie eine halb tote Buche aussieht, ist Lebensraum für viele Insekten, die sich wiederum Spechte mit ihren starken Schnäbeln aus dem Totholz „heraushämmern“. Nicht selten entdeckt man Schnabelspuren von Spechten oder sogar ganze Spechthöhlen, wenn man den Blick vom weißen H nach oben wandern lässt. In verlassenen Spechthöhlen nisten andere Vögel wie der Baumläufer. Abgeplatzte Rindenstücke dienen als Verstecke für Fledermäuse, darunter die seltene Bechsteinfledermaus.

(Frisch markierter Habitatbaum. Gut Erkennbar: Abgeplatzte Rindenteile, die vielen Insekten Unterschlupf bieten.)
Jede Menge gute Gründe, sich über zahlreiche Habitatbäume im Niedernhausener Wald zu freuen. Das für den Niedernhausener Wald zuständige Forstamt Chauseehaus ist derzeit damit beschäftigt, die Habitatbäume in unseren Wäldern zu zählen und zu inventarisieren. Es soll festgestellt werden, wie viele solche Bäume es pro Hektar Wald gibt und wo sie sich befinden. Das auf die Rinde gemalte „H“ dient dazu, den Habitatbaum als besonders schützenswert zu kennzeichnen. Wenn man im Wald einen solchen Baum entdeckt, lohnt es sich also genau hinzuschauen, ob man etwas von dem Leben, das darauf herrscht, mitbekommt. Dabei sollten wir aber darauf achten, die Waldbewohner nicht zu stören – also am besten ein Fernglas mitnehmen und mit genügend Abstand beobachten!